Jungtalente gewinnen «NextGen Hero» Award
Bei der Preisverleihung der Digital Economy Awards am 14. November 2024 wurden auch zwei herausragende junge Talente für ihre Kreativität und Innovationskraft als «NextGen Heroes» ausgezeichnet. Wer sind diese aufstrebenden Stars und welche Ziele verfolgen sie? Erfahren Sie mehr über ihre Projekte und Visionen.
Standen Sie schon einmal auf einer Bühne und nahmen vor grossem Publikum eine Auszeichnung entgegen? Dann kennen Sie das erhebende Gefühl, wenn Ihre Leistung nach viel Arbeit und Herzblut die verdiente Anerkennung findet. Genau dieses Gefühl haben die Finalistinnen und Finalisten des «Digital Economy Award» am 14. November im Zürcher Hallenstadion kennengelernt.
Die fünfte Ausgabe der Preisverleihung brachte hunderte Fachleute der Schweizer ICT-Branche zusammen, um die herausragendsten Talente und ihre Innovationen zu auzuzeichnen. In sechs Preiskategorien nahmen die Besten einen Award entgegen – darunter auch diese beiden Nachwuchstalente in der Kategorie «NextGen Hero»: Selina Pfyffer, Studentin an der ZHAW, mit «SeasonCell» und David Cleres, EPFL-Student, mit «GirlsCodeToo».
In einem 90 Sekunden kurzen Livepitch überzeugten sie das Saalpublikum am meisten von ihren innovativen Ideen und ihrer Leidenschaft. Lesen Sie im Interview, welche Visionen die jungen Köpfe antreibt und wie sie den digitalen Fortschritt der Schweiz mitgestalten.
Switch: Liebe Selina, herzliche Gratulation zum Gewinn des Digital Economy Awards in der Kategorie NextGen Hero. Bitte erkläre kurz, worum es sich bei deinem Siegerprojekt «SeasonCell» handelt.
Selina Pfyffer: Unsere Idee basiert auf dem Prinzip der bekannten Handwärmer, bei denen man ein Metallplättchen klickt. Das flüssige Material kristallisiert sich sofort und wird warm. Durch das geschickte Zusammenspiel von hunderten Handwärmern und einem AI-Controller entsteht ein grosser Energiespeicher. So lässt sich beispielsweise im Sommer überschüssige Energie aus Photovoltaikanlagen zur Verflüssigung der Handwärmer nutzen. Wenn dann im Winter Energie benötigt wird, klickt man einzelne Zellen und speist die freiwerdende Wärme in das Heizsystem ein. Der Vorteil: Sind die Zellen mal geladen sind, lässt sich die darin enthaltene Energie verlustfrei speichern.
Welche Vision verfolgt ihr damit?
Wir wollen eine Technologie entwickeln, mit der wir die geplante die Energiewende auch tatsächlich meistern können. Der Wunsch nach Langzeitspeicherlösungen ist in der Wirtschaft enorm gross. Und doch gibt es heute noch keine wirtschaftliche Lösung.
Welches war eure grösste Leistung bislang für SeasonCell?
Während des Studiums entschieden wir uns gegen eine Masterarbeit, die wir einfach für einen Professor schreiben. Wir wollten unbedingt eine Masterarbeit rund um die Entwicklung unseres eigenen Produkts machen. Dazu sammelten wir erfolgreich erstes Investitionskapital, gingen damit zu unseren Professoren und baten sie um Unterstützung. Unser Team von fünf Ingenieurinnen und Ingenieuren ist enorm kompetent und engagiert. Ohne dieses Team würde ich heute nicht hier stehen.
In welchem Entwicklungsstadium befindet sich SeasonCell heute und wie sehen eure Pläne für die nächsten Jahre aus?
Noch während unseres Masterstudiums gelang es uns, einen funktionsfähigen Prototypen zu entwickeln. Jetzt geht es darum, Investoren zu finden, den Prototypen weiterzuentwickeln, ihn effizienter und wirtschaftlicher zu machen. Dafür brauchen wir Geld, das wir in die Forschung und in Hardware investieren können. Spätestens in drei Jahren wollen wir unseren Energiespeicher zur Marktreife bringen.
Warum konnte sich deiner Meinung nach SeasonCell beim Saalpublikum gegen deine Konkurrentin durchsetzen?
Ich glaube, das Publikum hat gespürt, dass wir mit voller Leidenschaft unsere Welt verändern und die Energiewende vorantreiben wollen.
Welchen Nutzen erhoffst du dir vom Digital Economy Award?
Für SeasonCell ist das ein echtes Sprungbrett. Der Award gibt uns die nötige Anerkennung, dass wir in der Schweiz etwas Cooles entwickelt haben. Das wird uns bei der Suche nach Geldgebern hoffentlich sehr helfen.
Welchen Tipp gibst du jungen Studierenden, damit sie im nächsten Jahr einen Digital Economy Award gewinnen?
Glaubt an euch und an das, was ihr macht. Dann seid ihr auf dieser Bühne am richtigen Ort. Die Leute spüren es, wenn ihr eure Ideen mit voller Leidenschaft umsetzt.
Switch: Lieber David, herzliche Gratulation zum Gewinn des Digital Economy Awards in der Kategorie NextGen Hero. Bitte erkläre kurz, worum es sich bei deinem Siegerprojekt «GirlsCodeToo» handelt.
David Cleres: Wir unterstützen und ermutigen Mädchen im Alter von 9 bis 13 Jahren, das Programmieren zu entdecken und Technologie auszuprobieren. Dazu statten wir sie mit den notwendigen Skills aus, um eine Karriere im technischen Bereich zu erkunden. Schliesslich arbeiten wir daran, ihre Talente und Neugier zu fördern, indem wir sie mit Software-Tools, verschiedenen Programmiersprachen und Prozessen vertraut machen, die sie zur Entwicklung von Apps, Spielen, Websites und Robotern verwenden können.
Welche Vision verfolgt ihr damit?
Langfristig wollen wir in Feriencamps und an öffentlichen Schulen in der ganzen Schweiz Coding-Kurse anbieten. So haben wir beispielsweise eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde Silvaplana im Engadin gestartet. Dort wollen wir in der Ferienzeit ein Programm rund um Coding und Bildung aufbauen, das die bestehenden Sportangebote ergänzt. Insgesamt kommen wir so besser in Kontakt mit Schulen, die zu Beginn eher skeptisch waren. Da wir unsere Kurse in der ganzen Schweiz wiederholen, können wir mehr in Materialien wie Roboter investieren, als es eine einzelne Schule kann. So ermöglichen wir den Mädchen, Technologie viel lebendiger zu erleben.
Welches war eure grösste Leistung bislang für GirlsCodeToo?
Wir sind ein Team von Freiwilligen, die ehrenamtlich mitarbeiten. Ohne diese talentierten Leute und ihre Erfahrung wären wir nicht so gross geworden. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo ein freiwilliges Projekt zu gross ist, um es in der Freizeit zu machen. Aber wir sind noch nicht so weit, um es selbst zu finanzieren und Vollzeitangestellte mit einem normalen Gehalt einzustellen.
Wie sehen eure Pläne für die nächsten Jahre aus?
Am Anfang haben wir viele Websites und digitale Lösungen gebaut. Als Ergänzung gehen wir dazu über, auch physische Dinge zu bauen. Dazu gehören zum Beispiel 3D-Druckkurse, wo die Mädchen eine Lampe ausdrucken, die sie als IOT benutzen können. Dann ist es ein grosses Ziel, auf der ChatGPT-Welle mitzuschwimmen. Wir wollen erklären, worum es geht und wie sie das Tool genau nutzen können.
Warum konnte sich deiner Meinung nach GirlsCodeToo beim Saalpublikum gegen deinen Konkurrenten durchsetzen?
Es war cool, mein Projekt auf der Bühne vorzustellen. Dafür waren die 90 Sekunden doch sehr kurz. Ich denke aber, ich konnte meine Message klar und überzeugend rüberbringen.
Welchen Nutzen erhoffst du dir vom Digital Economy Award?
Wir konnten bereits hier vor Ort erste Kontakte knüpfen. Da sind viele Leute anwesend, die Entscheidungen treffen und uns unterstützen oder sonst wie helfen können. Und wenn sie bis Ende Jahr noch etwas Budget übrighaben, wissen sie, wie sie es investieren können.
Welchen Tipp gibst du jungen Studierenden, damit sie im nächsten Jahr einen Digital Economy Award gewinnen?
Man muss sich gut vorbereiten, um in der kurzen Zeit seine Message rüberzubringen. Nur schon die Teilnahme ist sehr bildend. Man erhält ein Pitching-Training, um sein Projekt auf dieser Bühne vor grossem Publikum zu präsentieren. Dann gibt es so viele weitere Lernmöglichkeiten, nicht nur heute, sondern auch im Auswahlverfahren. Da muss man sich genau die Frage stellen, wo man steht und was man eigentlich erreichen will. Das alles hat uns in der Konsolidierung, von dem was wir haben, sehr geholfen.
Liebe Selina, lieber David, herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg.
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